Fahrradtour durch die Provence (22.04 – 03.05.2013)



Inhalt:

  1. Vorbereitungen
    1. Wohin?
    2. Ausrüstung
    3. Verpflegung
    4. Organisation
  2. Die Fahhrradtour
    1. Überblick
    2. Die Anreise (22.04.2013)
    3. Tag 1 - Von Pierrelatte nach Jonquières inkl. Gorge d'Ardèche(23.04.2013)
    4. Tag 2 – Von Jonquières nach Malaucène inkl. Mont Ventoux (24.04.2013)
    5. Tag 3 – Von Malaucène nach Lourmarin (25.04.2013)
    6. Tag 4 – Von Lourmarin nach Valensole (26.04.2013)
    7. Tag 5 – Von Valensole nach Moustiers-Sainte-Marie(27.04.2013)
    8. Tag 6 – Ausflug in die Gorge de Verdon (La Palut) (28.04.2013)
    9. Tag 7 – Von Moustiers-Sainte-Marie nach Rians (29.04.2013)
    10. Tag 8 – Von Rians nach Salon de Provence (30.04.2013)
    11. Tag 9 – Von Salon de Provence nach Arles (01.05.2013)
    12. Tag 10 – Rundtour durch die Camargue (02.05.2013)
    13. Rückfahrt und Aufenthalt in Luxemburg (03.05.2013)



I. Vorbereitungen

I.1. Wohin?

Nachdem die letzte Fahrradtour 2012 im Ruhrgebiet (Tour de Ruhr) stattgefunden hatte, haben wir uns in diesem Jahr dazu entschieden nach Frankreich zu fahren. Über diverse Quellen haben wir gehört, dass das Erlebnis eine Fahrradtour in der Provence sehr schön sein soll. Der Vorteil der dieser Region ist, dass sie Berge und Meer miteinander verbindet. Wir haben uns überlegt zunächst in die Berge zu fahren, ehe es zum Schluss an das Mittelmeer gehen sollte. Insgesamt 10 Tage wollten wir auf dem Rad verbringen. Mit An- und Abreise kamen wir damit auf 12 Tage.

Um die genaue Strecke auszuarbeiten, haben wir uns zum Beispiel die Hinweise eines Arbeitskollegen zu Nutze gemacht, der bereits zweimal in der Region unterwegs gewesen ist. Auch wenn zu dieser Zeit noch keine Lavendelfelder blühen, haben wir uns als Zeitraum für die Tour das Frühjahr ausgesucht. Der Vorteil ist nicht nur, dass die angefahrenen Ziele zu dieser Zeit noch nicht so überrannt/überfahren sind. Das Gute ist auch, dass das Temperaturniveau noch nicht so hoch ist. Gerade was die Berge betrifft, macht Hitze wenig Freude. Ende April / Anfang Mai herrschen hingegen schon warme, aber noch ganz angenehme Werte.


I.2. Ausrüstung

Nun mussten wir uns noch Gedanken darüber machen, was wir alles für solch eine Fahrradtour benötigen und wie wir es am besten transportieren. Durch die Wandertour in den Pyrenäen hatten wir uns ja schon ganz gut eingedeckt mit Outdoorausrüstung, sodass nicht mehr all zu viel nachgekauft werden musste.

Noch gekauft haben wir uns Schuhüberziehen und Helmabdeckungen für den Regenfall. Außerdem mussten noch das Reparturset erweitert und aufgefrischt werden. So kam zum Beispiel noch eine Art Klebeband (aus Gummi) dazu, mit dem man Dinge abkleben und isolieren konnte. Nach einer gewissen Zeit verkleben die verschiedenen Lagen miteinander, sodass es eine einheitliche und gut haltende Fläche ergibt (wie man das jetzt genau nennt, weiß ich gerade nicht). Ein Beispiel, wo es hilfreich war: Das Lichtkabel wurde durch die Fahrradtaschen so sehr abgewetzt, dass es schon frei lag. Mit dem Band konnte ich es sichern.

Um flexibel zu bleiben, haben wir entschieden uns bei der Übernachtung alle Optionen offen zu halten. Daher haben wir auch unser Zelt (inkl. Isomatten und Schlafsäcke) mitgenommen. Bei der Verpflegung haben wir es bei einem Grundstock belassen, da wir wussten, dass sich in fast jedem Dorf eine Bäckerei mit schönen Baguettes finden lassen würde.

Zur Orientierung haben wir uns von meinem Arbeitskollegen zwei Karten ausgeliehen. Da wäre zum einen die Karte von MICHELIN: „Provence-Alpes-Côte d'Azur" (1:200.000) und zum anderen ebenfalls von MICHELIN (Carte routière et touristique): „Vallée du Rhône" (1:200.000). Mitgenommen haben wir nur die erste. Von der zweiten hatten wir uns aber eine Kopie des wichtigsten Ausschnittes gemacht – auf ein A3-Blatt, hinten und vorne. Das reichte zu Orientierung vollkommen aus.

Für die Bekleidung haben wir uns noch das allernötigste mitgenommen. Zum Beispiel zwei Fahrradhosen und Trikot, wobei wir jeden Abend die benutzen ausgewaschen und zum trocknen bei der Fahrt an das Rad gebaumelt hatten. Einen Gesamtüberblick über die Packliste haben wir in einer Exceltabelle zusammen gestellt, die ihr unter dem folgenden Link finden könnt: folgt noch


I.3. Verpflegung

Anders als bei der Wandertour, wo wir uns komplett selbst versorgen musste, gab es bei der Fahrradtour dieses Problem nicht. Wir wollten nur einen gewissen Grundstock an Verpflegungsmitteln mitnehmen. Wir haben uns dabei für Nüsse (verschiedene Sorten), Riegel und Salami entschieden, die wir platzsparend verpackt haben. Gekauft haben wir eigentlich alles bei Aldi. Hier nochmal die detaillierte Übersicht:

  • Vitalgebäck (210 g)
  • Nussmix (203 g)
  • Erdnüsse (801 g)
  • Snickers (321 g)
  • Riegel (317 g)
  • Kaffee (58 g)


  • Insgesamt waren wir diesmal nicht darauf angewiesen auf jedes Gramm Wert zu legen. Dennoch waren wir dann doch ein Stück weit überrascht und auch zufrieden, wie wenig Gepäck wir eigentlich benötigt haben. Wenn man manchmal Leute auf Fahrradtour sieht, dann könnte man meinen, die nehmen ihren halben Hausstand mit :-) .

    Einen Überblick über den Packprozess findet sich in der folgenden Bildercollage:



    Jeder von uns hatte zwei Taschen, die gepackt mit folgendem Gewicht zu Buche geschlagen haben: Marcus (links: 5.2 kg, rechts: 7.2 kg) und Tina (links 4.8 kg, rechts: 4 kg). Dazu kamen dann noch das Zelt und zwei Trinkflaschen, die wir an die beiden Räder geklemmt haben. Zudem mussten noch Schlösser mitgenommen werden.


    I.4. Organisation

    Wir mussten uns zunächst überlegen, wie wir mit den Rädern zum Startort nach Frankreich kommen sollten. Das war gar nicht so einfach, da man die Räder nicht überall einfach mit dem Zug mitnehmen konnte. Hätte man nur Regionalzüge genommen, wäre man zum einen ewig unterwegs und zum anderen hätte man x-fach umsteigen müssen. Das hat nichts mit einer entspannten Anreise zu tun. Nach kurzem Nachdenken über Alternativen wie mit dem Auto anzureisen, oder gar mit dem Flugzeug, haben wir dann doch noch eine Möglichkeit gefunden, den Zug zu nutzen.

    Diese Option war zudem noch sehr angenehm und zeitsparend. Zunächst sind wir mit dem Zug von Frankfurt über Koblenz bis nach Luxemburg gefahren. Für diese Strecke konnte man zum Teil RE- zum Teil IC-Züge nutzen. Für letzteres war natürlich eine Vorreservierung notwendig. Von Luxemburg sollte es dann mit dem Nachtzug nach Nîmes gehen. Schließlich sind wir dann noch mit dem Regionalzug nach Pierrelatte gefahren … dem Startort unserer Tour. Rückzu ging es wieder mit dem Nachtzug nach Luxemburg, diesmal von Arles aus. Von Luxemburg brachten uns dann Regionalzüge zurück nach Frankfurt bzw. Hanau.

    Insgesamt sehr unkompliziert und vor allem zeitsparend, da man in der Zeit der Anreise schlafen konnte. Gebucht haben wir die Auslandszugfahrten über SNCF. Um auch die Fahrräder mit reservieren zu können, war es notwendig direkt bei der deutschen SNCF-Hotline anzurufen (über Internet ging das nicht). Das war auch recht unkompliziert und problemlos.

    Damit war auch schon alles organisiert, da wir uns ja Dinge wie Unterkünfte etc. komplett offen lassen wollten.


    II. Die Wanderung

    II.1. Überblick

    Auf der folgenden Grafik seht ihr eine Zusammenfassung unserer kompletten Fahrradtour.


    Nun folgt noch das komplette Höhenprofil:


    Wir sind also insgesamt 837 km in 10 Tagen geradelt Der Gesamtanstieg betrug 7530 m. Besonders der Anstieg zum Mont Ventoux war recht anstrengend. Mehr dazu im weiteren Bericht.


    II.2. Die Anreise (22.04.2013)

    Recht gemütlich … um die Mittagszeit … ging es los mit unserer Zugfahrt. Auch wenn unser Ziel der Süden war, mussten wir uns zunächst in Richtung Norden bewegen. Dabei machte sich zunächst bemerkbar, dass die Fahrstühle an den Bahnhöfen bei uns in Deutschland in den meisten Fällen zu klein sind für Fahrräder. Daher war zumeist Schleppen angesagt. Zunächst ging es mit dem Regionalzug nach Koblenz und von dort aus weiter nach Luxemburg mit dem IC. Kurz vor Erreichen des Zielortes gab es noch einen Halt in einer mir bis dato nicht bekannten, aber doch recht lustigen Stadt namens Wasserbillig. J Die Stadt liegt auf luxemburgischer Seite, während der Ort Oberbillig deutsch ist.

    In der Stadt Luxemburg angelangt haben wir noch gemütlich etwas zu Abend gegessen, ehe es in den Nachtzug ging. In Luxemburg sind die Fahrstühle im Übrigen deutlich größer, sodass wir sogar mit zwei Fahrrädern gleichzeitig reingepasst haben. So stell ich mir das vor. J Nun war es soweit … das erste Mal im Leben Nachtzug fahren! So ein Nachtzugabteil beinhaltet sechs Betten (zwei oben, zwei mittig, zwei unten). Das Gute war, dass es für Fahrradfahrer ein eigenes Abteil gab. Und was meint ihr, wie viele Radfahrer noch mit im Zug waren? ;-) Dahingehend hatten wir also ausreichend Entfaltungsspielraum.

    Das Einsteigen war allerdings weniger angenehm. Die französischen Züge sind unglaublich eng. Es gibt zwar ein Teil, wo man die Fahrräder hinstellen kann, aber irgendwie hat sich niemand darüber Gedanken gemacht, wie man da hinkommen soll. Nur mit Biegen und Brechen und der Unterstützung anderer Fahrgäste ist uns Aus- und Einsteigen gelungen.

    Unabhängig davon ist das aber eine tolle Sache mit dem Nachtzug. Neben der normalen Zugtoilette gab es auch ein Minibad mit Waschbecken und Spiegel. Zum Schlafen hat man eine kleine Grundausstattung mit Ohre Packs, Kopfkissen und einer kleinen Flasche Wasser bekommen. Insofern hat es uns an nichts gefehlt. Klar schläft man im Zug nicht genauso wie im häuslichen Bett, aber so im Groben und Ganzen hat das schon gepasst.

    Zur frühen Stunde, noch vor 6 Uhr kamen wir im Zielort Nîmes an. Von dort mussten wir noch einen Regionalzug bis nach Pierrelatte nehmen, von wo aus es dann endgültig mit dem Rad losging.

    Nun noch ein paar Bildchen von unserer Anreise:



    II.3. Tag 1 - Von Pierrelatte nach Jonquières inkl. Gorge d'Ardèche(23.04.2013)

    Das tolle an der Anreise mit dem Nachtzug ist, dass man keine Übernachtung benötigt und man direkt am frühen Morgen los fahren kann. Und so saßen wir bereits um 06:30 Uhr auf unseren Rädern und haben uns auf den Weg gemacht. An diesem ersten Tag wollten wir einen Abstecher in die Gorge d’Ardèche machen.

    Zunächst ging es durch die ersten schönen französischen Dörfchen wie Bourg-Saint-Andéol. Dieses hübsche 7.000 Einwohner umfassende Dorf liegt direkt an der Rhône, die wir an dieser Stelle auch überquert haben. Nun war es soweit … der erste richtige Anstieg war zu bewältigen, um in die Schlucht zu gelangen. Bis auf über 400 m ging es hoch. Auch wenn dieser Anstieg im Nachgang gesehen verhältnismäßig einfach war, zeigte sich schnell, worauf wir uns die nächsten Tage einstellen durften. Belohnt wurden wir mit immer besser werdenden Aussichten.

    Wir fuhren bis nach Vallon-Pont-d’Arc. Von dort aus ging es zurück entlang der Ardèche. Hatten wir auf der Hinfahrt noch eher weniger Verkehr, war nun deutlich mehr los auf der Straße. Das lag vor allem an den tollen Aussichten in die Schlucht. Tiefe Abgründe, hohe Felswände und riesige Steinbögen boten fantastische Momente und zwangen uns immer wieder anzuhalten, den Ausblick zu genießen und ein paar Fotos zu machen. Die Schlucht hätte man übrigens auch mit dem Kajak durchqueren können. So einige haben wir von der Straße aus sehen können … das Wetter war aber auch perfekt dafür. Die Straße führte uns immer wieder dicht vorbei an Felswänden, auch ein paar in den Fels gehauene kurze Tunnel galt es zu durchqueren.

    Nach dieser spektakulären Fahrt durch die Gorge d’Ardèche haben wir wieder die Rhône erreicht. Von Saint-Étienne-des-Sorts ging es zunächst flussabwärts immer die Rhône zu unserer Linken. Nachdem wir den ersehnten Überweg in Form eine Brücke gefunden hatten, ging es weiter nach Orange. Nun war es an der Zeit einen Zeltplatz zu suchen … auf Nachfrage in einem Geschäft hatten wir einen Anlaufpunkt etwas auswärts der Stadt gefunden. Leider war dieser Zeltplatz nicht geöffnet und auch nach längerem Gesuche bot sich keine Alternative. Daher haben wir uns entschieden ein chambre d’hôte zu nehmen.

    Diese Art Unterkünfte werden von Leuten angeboten, die noch ein Zimmer oder einen kleinen Anbau übrig haben und diese Unterkunft dann an Urlauber vermieten. Das ist eine wirklich tolle Sache, da man dadurch direkt in Kontakt mit den einheimischen Franzosen kommt. Unser erstes chambre d’hôte befand sich in Jonquières. Neben einem Bett gab es auch ein kleines Bad, abgetrennt von einer kleinen Plastewand – also eher eine Art Sicht- statt Hörschutz. ;-) Etwas schlecht war, dass wir das Wasser aus irgendeinem Grund nicht warm bekommen haben. Entsprechend musste das Duschen ganz fix gehen J Sonst war aber alles in bester Ordnung und so ging ein erster schöner Tag zu Ende.

    Die gesamte Tagesetappe mit rund 125 km findet sich in der folgenden Grafik:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom ersten Tag:



    II.4. Tag 2 – Von Jonquières nach Malaucène inkl. Mont Ventoux (24.04.2013)

    Der Tag begann gut, mit einem leckeren Frühstück, dass uns die Hausherrin mit Tablett direkt in den Anbau gebracht hat. Stärkung war auch gut, denn schon am heutigen zweiten Tag stand der König unter der Bergen der Provence bevor – der Mont Ventoux. Dazu gleich noch ein paar mehr Worte.

    Um zum Mont Ventoux zu gelangen mussten wir zunächst noch etwa 30 Kilometer zurücklegen. Von Jonquières aus ging es zunächst nach Sarrians und weiter nach Beaumes-de-Venise. Auf dem Weg zum Startort zur Bewältigung des Berges gab es eine erste Anhöhe zu bewältigen – den Col de la Chaine. Immerhin bis auf 472 m ging es nach oben. So waren wir schon ganz gut eingefahren, als wie am Mont Ventoux ankamen. Unser erwähltes Ziel war Malaucène, von wo aus es losgehen sollte. Zunächst haben wir unser Zelt am Fuße des Berges aufgeschlagen. Damit war es nicht notwendig, dass wir alles Mögliche mit nach oben nehmen mussten. Eingepackt wurden neben warmer Kleidung (die sich als sehr wichtig erweisen sollte), etwas zu Essen und natürlich gefüllte Wasserflaschen.

    Am frühen Nachmittag haben wir uns dann schließlich auf den Weg gemacht. Es gibt insgesamt drei Anstiege auf den Mont Ventoux, der auch häufiger Tour de France Berg ist. Die einfachste Variante ist von Sault aus. Deutlich schwieriger ist da schon Malaucène und noch ein wenig schlimmer ist es von Bédoin aus. Das war auch die Anfahrtsrichtung der Tour de France 2013. Der Gipfel des Mont Ventoux war dabei der Endpunkt der Etappe und war auch unser Ziel.

    Klar … so einfach Durchfahren, wie die Tour de France Fahrer, war bei uns nicht drin und schon gar kein Fahren auf Zeit. Es waren doch einige Trinkpausen notwendig, insbesondere wenn man einen Abschnitt mit nahe 14 % Steigung gerade hinter sich gebracht hatte. Jährlich sterben wohl 10 bis 20 Hobbyfahrer, weil sie sich übernehmen. Da wollten wir natürlich nicht dazu gehören. Nachdem es zunächst längere Zeit durch den Wald ging, war irgendwann kein Baum mehr zu sehen. Stattdessen karge Steinwüste, soweit man schauen konnte. Dabei nahmen die weißen Tupfer mit jedem Höhenmeter immer mehr zu. Der Winter war bekanntlich lang und die Schneepolster noch nicht geschmolzen. An den Straßenrändern türmte sich der Schnee zu großen Wänden (deutlich größer als ich) auf. Die Straße war aber weitestgehend frei. Nur ein paar wenige Abschnitte gab es, wo wir dann tatsächlich einmal schieben mussten.

    Nach 21 km Anstieg haben wir dann endlich den 1912 m hohen und im Vergleich zum Umkreis recht exklusiv stehenden Gipfel des Mont Ventoux. Dieser Berg ist quasi der Brocken der Provence. Entsprechend toll war denn auch die Aussicht auf das Umland. Sichtlich geschafft mussten wir uns rasch ankleiden, denn mit kurzer Hose und T-Shirt allein, war schnell die Wärmeproduktion der Hochfahrt aufgebraucht. Mit einem kurzen Snack haben wir noch den tollen Ausblick genossen, ehe sich auch unterstützt durch den konstanten Wind, die Kälte in allen Gliedern festsetzte. Einziges Entkommen, schnell die Fahrt ins Tal antreten.

    Ruckzuck ließ sich der Weg nach unten zurücklegen. Kein Wunder bei bis zu knapp 60 km/h auf dem Tacho. Mit etwas Ohrenproblemen aufgrund des Fahrtwindes kamen wir dann wieder am Zeltplatz an. Damit war es geschafft … wir haben den Mont Ventoux bezwungen und das war dann doch ein schönes Gefühl. Lang wurde der Abend nicht mehr, ehe wir im Zelt den Weg in die Traumwelt antraten.

    Bild vom Mont Ventoux in orografischer Karte (wiki)…

    Der große Anstieg, den es zu bewältigen galt, verhindert natürlich große Sprünge in der Horizontalen. Die Gesamtlänge lag bei rund 70 km:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom zweiten Tag:



    II.5. Tag 3 – Von Malaucène nach Lourmarin (25.04.2013)

    Auch der dritte Tag unserer Tour sollte wettertechnisch nochmal ein ganz guter werden. Auch wenn natürlich kein Vergleich mit dem Mont Ventoux möglich war, so standen auch am heutigen Tage einige Bergwertungen an und die Auffahrt tags zuvor steckte uns noch ganz gut in den Knochen, oder besser in den Oberschenkeln.

    Zunächst ging es in südliche Richtung bis nach Mazan. Die Strecke dorthin war wenig spektakulär. Mazan selbst liegt auf einem kleinen Hügel. Im Ortskern findet man ein paar kleine süße Lädchen, wie eine kleine Bäckerei. Mit gutem Ausblick in die Landschaft haben wir dort unsere Mittagspause gemacht.

    Anschließend ging es weiter und die Strecke sollte deutlich hügeliger werden. Wir kamen bis auf eine Höhe von 628 m – dem Col de Murs. Dann ging es wieder bergab bis nach Murs, ein weiteres kleines Dörfchen mit ein paar hundert Einwohner auf einer Anhöhe gelegen. Auch ein schönes Bäumchen fand sich am Ortsrand: „Le gros chêne" (Die große Eiche). Diese sehr fotogene und weit verzweigte Eiche soll eine Höhe von 24 m haben und eine Durchmesser von 34 m.

    Unser Höhepunkt sollten heute die Ockerbrüche von Roussillion sein. Dazu war es nötig nochmal ordentlich in die Pedale zu treten, denn zunächst mussten wir dafür nochmal bergauf fahren. Roussillion selbst soll zu den schönsten Dörfern Frankreich gehören und ist zu einem Großteil aus dem ockerfarbenen Material aus den Steinbrüchen erbaut. In der Tat ist das 1300 Seelendorf sehr nett anzusehen und die Steinbrüche sind außerordentlich farbintensiv. Die Schönheit hat natürlich auch Konsequenzen, denn Roussillion lebt heute fast ausschließlich vom Tourismus und die Steinbrüche dienen auch nur noch diesem Zwecke. Jährlich sollen mehr als 120.000 Besucher zu Gast sein. Wir fanden es auch schon an diesem Apriltag ziemlich voll und man kann sich gut vorstellen, was da im Sommer so los ist. Der Mangel an Zeit ließ es nicht zu direkt in die Steinbrüche zu gehen (mit Eintritt), aus denen uns so einige bunt bemalte Kinder entgegen kamen. Lohnend ist ein Ausflug nach Roussillion auf jeden Fall.

    Weiter ging es nach Süden, vorbei an großen Lavendelfeldern, die natürlich noch keine Blüte hatten, aber dennoch schon schön anzusehen waren. Am Straßenrand gab es auch einige Weingüter zu sehen, die dem Anschein nach sicher gut Umsatz mit ihrer Ernte machen. Weiter ging es in Richtung Bonnieux: Dafür ging es nochmal bis auf knapp 450 m nach oben. So richtig hat es uns dort aber nicht gefallen, sodass wir uns entschieden haben noch ein wenig weiter zu fahren … bis nach Lourmarin. Auch dieses Dörfchen gehört zu den 152 schönsten Dörfern Frankreichs, von denen 18 in der Provence zu finden sind. Nicht weit entfernt vom 1000EW-Dorf fanden wir einen Zeltplatz, für den wir uns zum Übernachten entschieden haben. Damit sollte der letzte trockene Tag zu Ende gehen.

    Insgesamt etwa 86 km haben wir auf unserer Tour heute zurückgelegt:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom dritten Tag:


     

    II.6. Tag 4 – Von Lourmarin nach Valensole (26.04.2013)

    Der Tag startete mit Regen, der auf unser Zelt fiel und uns nicht so recht zum Aufstehen bewegen wollte. Nachdem der Regen nachgelassen hatte, haben wir es dann aber doch getan. Schließlich wollten wir ja auch weiter in Richtung Haute Provence, also nach Osten fahren.

    Alles gepackt und mit Regenklamotten angehost ging es zunächst nach Cucuron. Der Name klingt auf jeden Fall recht niedlich, sonst hat das Dörfchen allerdings nicht allzu viel zu bieten. Bekannt is Cucuron allerdings, weil es aufgrund des typischem provenzalischen Aussehens Schauplatz für mehrere Filme gewesen ist. Im Reiseführer stand zudem etwas davon, dass man sich hier über Autos eher wundert, weil sie wohl so gut wie nicht vorkommen. Dies ließ sich allerdings nicht bestätigen.

    Bei mittlerweile weitgehend trockenem Wetter ging es weiter in Richtung Osten. Immer mal wieder gab es mehr oder weniger große Anstiege, die uns bis auf über 400 m führten. Vorbei an kleineren Dörfern kamen wir schließlich in eine etwas größere Stadt – Manosque. Diese Kleinstadt liegt auf der Westseite des Flusses La Durance. Man merkte sofort den Unterschied zu den kleineren Orten, es war Leben und Geschäftigkeit zu spüren. Wir haben uns dann entschlossen eine größere Esspause zu machen. Wir so häufig haben wir uns dafür lecker frisches Baguette und Käse gekauft. Dazu gab es einen der tollen Couscous-Salate, die man hier in jedem noch so kleinem Lädchen kaufen kann. Eine echte Empfehlung.

    Frisch gestärkt haben wir gleich noch einen Einkauf gemacht, ehe es weiter ging. Dazu mussten wir zunächst bergab und den Fluss La Durance überqueren. Dieser soll mit einer Länge von 324 km der wichtigste Fluss der Provence sein. Auf der anderen Flussseite hieß es dann wieder kräftig strampeln, um den Anstieg nach Gréoux-les-Bains zu meistern. Zwar liegt das Städtchen nicht selbst so hoch, wohl aber der knapp nordwestlich von ihr gelegene Bergrücken.

    Ohne größeren Aufenthalt ging es weiter zum Ziel der heutigen Etappe – Valensole. Dazu ging es ganz allmählich immer mehr bergauf. Die Unterkunft, die wir uns ausgesucht hatten, lag auf 570 m Höhe. Es handelte sich dabei wieder um ein chambre d’hôte bei einer sehr netten Gastgeberin. Im Nachgang kann man sagen, dass es uns dort eigentlich am allerbesten gefallen hat. Die ältere Dame hatte einen Hund, der lustigerweise auch Tina hieß und so war schnell eine gewisse Nähe hergestellt. Ein tolles Haus hatte die Dame, mit einem riesigen Tisch, an dem wir saßen und eine Kleinigkeit gegessen haben. Es war sehr angenehm sich zu unterhalten. Bald ging es dann aber auch schon ins Bett.

    Insgesamt haben wir auch bedingt durch den recht späten Start nur etwa 71 km auf der heutigen Tour zurückgelegt:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom vierten Tag:



    II.7. Tag 5 – Von Valensole nach Moustiers-Sainte-Marie(27.04.2013)

    Der heutige Tag sollte der Auftakt zu einer sehr nassen Dauerregenepisode werden. Schon am Morgen gab es einiges an Regen. Zunächst haben wir ausgiebig im Haus der Dame gefrühstückt. Das petit-déjeuner kann man dabei aber keinesfalls mit einem reichhaltigen Frühstück bei uns vergleichen. Es gab trockene Weißbrotstücke, die man sich mit einer Kirchmarmelade oder Honig beschmieren konnte. Dazu dann noch etwas Obst und Mandeln. Der Kaffee war hingegen wirklich prima.

    Neben dem Regen war es zudem recht windig. Nach Aussage der Gastgeberin würde es bei viel Wind nur wenig Regen geben. Diese recht pauschale Aussage hat zwar einen gewissen Wahrheitswert, brachte uns aber auch nicht weiter. Es regnete und regnete … zum Teil auch recht kräftig. Das Warten kann einen schon ziemliche mürbe machen, vor allem wenn man nicht weiß ob und wann es wieder aufhört. Der kleine Anbau, in dem wir genächtigt hatten, bot aber eine ziemlich angenehme Bleibe. Alles war dort sehr liebevoll gestaltet, mit dem Blick für das Detail.

    Irgendwann als die Mittagszeit anbrach haben wir mal nachgefragt, wie es wäre, wenn wir noch etwas länger bleiben. Dummerweise gab es an diesem Tag eine Hochzeit in der Familie, sodass die Unterkunft belegt war. Zudem wollte die Dame bald reinigen. Daher war nun die Frage: „Was tun?" Bei diesem starken Regen war an eine Fahrradfahrt nicht zu denken. Unsere Gastgeberin hat uns dann zu einem etwas abgelegener gelegenen Häuschen gebracht, dass wohl ihrer Tochter gehörte. Sie bot uns an, dort zu bleiben. Dort war es allerdings recht kalt und weniger gemütlich. Außerdem wollten wir der Dame nicht weiter zur Last fallen, da sie wichtigeres zu tun hatte.

    Als der Regen nachließ und sich der Himmel aufhellte haben wir uns daher entschlossen los zu fahren. Unser Weg führt uns nach Moustiers-Sainte-Marie. Die Regenpausen waren dabei nur von kurzer Dauer, sodass wir uns immer wieder unterstellen mussten (Bäume). Irgendwann war es dann soweit und er hörte gar nicht mehr auf. Bei strömenden Regen mussten wir daher den Weg zum Zielort zurücklegen. Jegliche Regenutensilien hatten dagegen keine Chance, sodass wir nass bis auf die Haut waren, als wir schließlich in Moustiers ankamen.

    In der Touristeninfo haben wir dann nach eine Unterkunft gesucht und auch eine gefunden. Um dorthin zu gelangen mussten wir allerdings ein bissel herumirren. Die Gastgeberin war dann etwas geschockt, als sie uns die Türe öffnete. Pitschepatschenass standen wir vor ihr und sie hatte zu Recht Angst, dass wir ihre Holzdielen und Teppichböden nachhaltig schädigen könnten. Glücklicherweise hat sie uns dann aber doch reingelassen. Den Rest des Abends haben wir dann damit verbracht irgendwie unsere Nassen Sachen mit kleinen Elektroöfen zu trocknen.

    Rund 30 km haben wir bei dem heutigen Dauerregen geschafft:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Bilder wurden aufgrund der Umstände eigentlich keine gemacht, es sollen an dieser Stelle aber die beiden Unterkünfte gezeigt werden:



    II.8. Tag 6 – Ausflug in die Gorge de Verdon (La Palut) (28.04.2013)

    Der neue Tag begann, wie der alte Tag geendet hatte: Grau und nass. Eigentlich hatten wir geplant weiter durch die Schlucht von Verdon zu fahren, allerdings war daran nicht zu denken. Nach längerem Überlegen und Infos per SMS aus der Heimat, dass der Regen wohl noch länger erhalten bleibt, haben wir uns entschieden einen weiteren Tag in der Unterkunft zu verbringen. Glücklicherweise war das diesmal auch kein Problem.

    Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück haben wir einen größeren Rundgang durch Moustiers-Sainte-Marie gemacht. Dieses gerade einmal 700 Einwohner fassende Dorf gehört mit in die Liste der schönsten von Frankreich und das auch vollkommen zu recht. Moustiers ist quasi in den Fels gehauen und wird durch einen Gebirgsbach in zwei Teile gespalten. Der Höhenunterschied dieses Ortes beträgt mehrere hundert Meter. Weit oben im Dorf befindet sich eine Kapelle, von wo aus man einen fantastischen Blick auf die Umgebung und die Dächer von Moustiers hat. Einfach grandios. Zwischen zwei Felsspitzen wurde ein goldener Stern auf einer 225 m langen Kette aufgehängt, wobei nicht geklärt ist, wie dieser dort hinkommt bzw. weshalb man ihn dort aufgehängt hat.

    Nach dem längeren Rundgang haben wir uns mit einem frischen Baguette und lecker Käse gestärkt. Zum Nachmittag hörte der Regen dann tatsächlich für längere Zeit auf, sodass wir uns entschieden haben, das Rad zu nehmen und zumindest einmal einen Blick in die Gorge de Verdon zu werfen. Als wir den Eingang zur Schlucht erreichten blies uns ein heftiger Wind entgegen, der uns fast vom Rad gefegt hat. Kanalisiert durch die hohen Felswände rechts und links konnte der Wind am Ausgang diese großen Windgeschwindigkeiten erreichen. Wir fuhren weiter in die Schlucht hinein und damit ließ auch der Wind wieder spürbar nach.

    Auf unserer Fahrt boten sich immer wieder tolle Bilder durch die Felsformationen. So eine Schlucht macht schon einiges her. Je weiter wir in die Schlucht hinein kamen, desto höher kamen wir auch nach oben. Gestartet bei 500 m kamen wir bis auf eine Höhe von 1031 m, dem Col d’Ayen. Der Ort bis zu dem wir uns vorgearbeitet hatten war La Palud-sur-Verdon. Dort gibt es auch eine Jugendherberge, in der wir mal geplant hatten zu übernachten. Dieser Ort ist oftmals auch Ausgangspunkt für weitere Ausflüge und Wanderungen. Uns blieb aber schon aus tageszeitlichen Gründen keine andere Möglichkeit, als umzukehren.

    Nach einer aussichtsreichen Rückfahrt kamen wir mit wieder stärker werdendem Regen in Moustiers-Sainte-Marie an. Auch wenn es nur ein kleiner Einblick war, so hat sich doch der nachmittägliche Ausflug mehr als gelohnt und wir konnten zufrieden zu Bett gehen.

    Der Ausflug brachte weitere 40 km auf das Kilometerkonto:


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen von Moustiers-Sainte-Marie und der Schlucht:



    II.9. Tag 7 – Von Moustiers-Sainte-Marie nach Rians (29.04.2013)

    Erneut bot der Blick aus dem Fenster nichts Gutes. Es regnete wieder einmal recht kräftig. Im Vergleich zum Vortag hatten wir aber diesmal keine Wahl. Wenn wir rechtzeitig unser Ziel und den Zug zurück nach Deutschland bekommen wollten, mussten wir heute weiter fahren. Wir sind aber nicht überstürzt abgereist, sondern haben nach leckerem Frühstück ganz allmählich unser Zeug zusammen gepackt.

    Zur Mittagszeit sollte es schließlich losgehen und zu unserem Glück hat der Regen auch deutlich nachgelassen. Auf der gesamten Tour hat es dann immer wieder mal mehr, mal weniger stark geregnet. Diese Phasen haben wir oft gut überbrückt, indem wir uns an Bushäuschen, unter Dächern oder Bäumen untergestellt haben. Toll war das sicherlich nicht, aber es ließ sich machen und der Regen war auch nicht mehr so ausdauernd wie noch am Vortag. Vor allem … je weiter wir in Richtung Flachland voran kamen, desto größer wurden die Regenpausen.

    Zunächst fuhren wir wieder zum Eingang der Schlucht von Verdon, wo das Flüsschen Verdon in den großen See „Lac de Sainte-Croix" mündet. Zunächst fuhren wir längere Zeit am Ostufer des Sees entlang, ehe wir schließlich nach Süden abbogen. Danach ging es durch relativ ödes Gebiet, wo man gut daran tat nicht die Straße zu verlassen, die Schilder am Straßenrand darauf hinwiesen, dass dort überall militärisches Sperrgebiet ist. Auf der gesamten Fahrt bis nach Aups hatten wir mit ziemlich kräftigem Wind zu tun. Der war zwar besser als der seltener werdende Regen, aber entspanntes und genüssliches Fahrradfahren ist etwas anderes. ;-)

    Schließlich galt es noch einen größeren Bergrücken zu überqueren (800 m), ehe wir nach Aups abfahren konnten. Wirklich reingefahren sind wir das kleine Städtchen aber nicht, sondern gleich in Richtung Westen abgebogen. Wir wollten noch ein paar Kilometer schrubben, um die späte Abfahrt wieder aufzuholen. Über Varages und Esparron ging es mit einer längeren Esspause bis nach Rians. Dort haben wir nach einigem Suchen eine Unterkunft gefunden. Wie immer war es ein chambre d’hôte, wobei dieses schon fast einem Hotelzimmer nahe kam, was sich dann auch gleich im Preis niederschlug. Für Zelten war es allerdings noch zu unbeständig und die Entscheidung war auch nicht verkehrt. So zog Abend noch ein Gewitter vorbei und in der Nacht gab es ziemlich heftigen Wind.

    Nach schlechtem Beginn, haben wir also schlussendlich doch noch einen recht akzeptablen Tag hinter uns gebracht.

    Insgesamt haben wir am heutigen Tage etwa 82 km zurückgelegt.


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen von der Fahrt nach Rians:



    II.10. Tag 8 – Von Rians nach Salon de Provence (30.04.2013)

    Diesmal ging es nach ausgiebigem Frühstück deutlich eher auf die Piste, als an den Vortagen. Unser Ziel war zunächst Salon de Provence und da lagen einige Kilometer vor uns. Die heutige Tagesetappe sollte uns dabei endgültig ins Flachland führen. Die letzte wirklich zu bewältigende Anhöhe war der Col des Portes mit einer Höhe von 631 m. Im Anschluss ging es nur noch bergab. Dabei fuhren wir durch ein landschaftlich sehr ansprechendes gebiet, mit  interessanten Bäumen und bunten Wildblumenwiesen.1

    Zur besten Mittagszeit kamen wir schließlich in Aix-en-Provence an, wo wir uns eine geraume Zeit aufgehalten haben. Mit einer Einwohnerzahl von über 140.000 Menschen, war dies die erste richtig große Stadt seit langer Zeit. Zum Mittag gab es wieder unseren geliebten Couscous-Salat und ein frisches Baguette.

    Danach ging es weiter in Richtung Westen. Unterwegs zeigten sich dann am Himmel plötzlich seltsam verfärbte Wolken. Nachdem es eigentlich nur etwas künstliches sein konnte, war bald des Rätsels Lösung gefunden, als sich mehrere Düsenjäger am Himmel zeigten. Diese sprühten immer wieder die französischen Nationalfarben an den Himmel. So richtig hat sich uns zwar nicht erschlossen warum, vermutlich hing dies aber mit dem bevorstehenden Tag der Arbeit in Zusammenhang. Es war in jedem Fall interessant den Flugkünsten der Piloten zu folgen und hat uns einen längeren Zwischenhalt eingebracht.

    Am Nachmittag haben wir dann schließlich Salon de Provence erreicht. Das war auch der dort von wo aus die Flugzeuge wohl gestartet waren, schließlich befindet sich dort auch ein Luftwaffenstützpunkt. Bekannt ist Salon de Provence vor allem auch durch Nostradamus, der dort geboren und auch gestorben ist. Das sieht man auch an vielen Orten in der Stadt. So gibt es ein Musuem, das sich ihm widmet, sowie eine größere Wandbemalung und ein Denkmal.

    Da wir noch gut in der Zeit lagen, hatten wir uns dazu entschieden noch etwas weiter in Richtung Mittelmeer zu fahren und dann dort eine Unterkunft oder einen Zeltplatz zu finden. Bis nach Miramas sind wir gefahren und wollten und haben uns dann dort näher umgesehen. Trotz intensiver Suche konnten wir aber keinen Zeltplatz finden, auch wenn mehrere ausgeschildert waren. Also haben wir versucht in einem chambre d’hôte unter zukommen, aber dort war leider alles belegt. Wahrscheinlich lag dies daran, dass am nächsten Tag Feiertag war. Relativ entnervt haben wir uns also wieder auf den Rückweg gemacht. Auch unterwegs hatten diverse Versuche eine Bleibe zu finden keinen Erfolg. Schließlich sind wir wieder in Salon de Provence gelandet. Mittlerweile war es schon dunkel und wir haben uns das nächstbeste Hotel gesucht. Damit ging der Tag schließlich etwas ärgerlich zu Ende. Abgesehen von dieser Ausnahme, wo wir etwas Pech hatten, war es aber in der Regel kein Problem eine Unterkunft zu finden.

    Insgesamt hat sich das Herumgefahre am Ende des Tages auf eine Gesamtstrecke von fast 130 km aufaddiert.


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom achten Tag:



    II.11. Tag 9 – Von Salon de Provence nach Arles (01.05.2013)

    Nachdem wir also am gestrigen Tage zunächst ziemlich herumgeirrt sind, haben wir heute auf das zeitige Aufstehen verzichtet, sondern haben den Wecker so gestellt, dass wir noch das Frühstück im Hotel bekommen haben. Im Anschluss haben wir dann gemütlich alles zusammen gepackt und sind los gefahren.

    Dieser Tag sollte dazu dienen zum Ort zu gelangen, von wo aus wir am Folgetag wieder zurück fahren wollten – Arles. Dafür sind wir zunächst in die gleiche Richtung gefahren, wie auch schon am Vortag zum „Étang der Berre". Dabei handelt es sich um eine Meeresbucht des Mittelmeers. Mit seiner Ausdehnung gilt die Bucht, die nur mit einem schmalen Kanal mit dem Mittelmeer verbunden ist, als größter Binnensee Frankreichs. Geprägt ist der Étang de Berre vor allem von der Industrie (Erdöl, Wasserkraft, Luft- und Raumfahrttechnik, etc.).

    Wir sind am Westufer des Binnensees nach Süden gefahren und hatten dabei unter anderem Blick auf das hübsche Dörfchen Saint-Chamas, auf der anderen Uferseite. Weiter ging es nach Istres, dass durch seinen Luftwaffenstützpunkt bekannt ist. Wir sind aber nur kurz durchgefahren, ohne wirklich anzuhalten.

    Mittlerweile wurde es recht schwierig den richtigen Weg zu finden, weil überall nur Schnellstraßen verliefen. Zunächst sind wir durch Hafengebiet gefahren, dann haben wir einen kleine Feldweg genommen, den man eigentlich schon nicht mal mehr als einen solchen bezeichnen konnte. Zum Teil musste man absteigen … am Ende kamen uns dann auch noch ein paar Motocross-Fahrer entgegen. Irgendwie haben wir es dann aber wieder auf die Straße geschafft.

    Das Problem bestand aber weiter … wo lang fahren … überall gab es nur Schnellstraßen. Nach ewigen herumprobiere haben wir dann doch kurzzeitig die Schnellstraße genommen, da es keine andere Möglichkeit gab. Als das geschafft war, ging es durch ziemlich ödes Gebiet. Immer geradeaus … die Straße schien nie enden zu wollen.

    Schließlich sind wir dann nach Norden abgebogen. Vorher hatten wir darüber nachgedacht mit der Schiffsfähre nach Salin de Giraud hinüber zu fahren um dann durch das größte Salzanbaugebiet Frankreichs nach Norden zu fahren. Aufgrund der schlechten Erfahrung am Vortag haben wir uns dann aber für die direktest Methode entschieden.

    Die Fahrt bot dann keine spannenden Momente mehr. Im Gegenteil, die Lust am Fahren ging immer mehr verloren, weil es wieder einmal endlos geradeaus ging und der Hintern doch zunehmend Probleme macht. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir es dann aber doch geschafft und sind in Arles angekommen.

    Dort haben wir und dann einen Zeltplatz ausgesucht, denn das Wetter war mittlerweile wieder nahezu perfekt und da wollten wir wenigstens noch einmal die Zeltoption ziehen. Zufrieden, endlich wieder an der frischen Luft übernachten zu können, ging der Tag schließlich zu Ende.

    Insgesamt sind wir knapp 100 km gefahren.


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom neunten Tag:



    II.12. Tag 10 – Rundtour durch die Camargue (02.05.2013)

    Der letzte Tag stand auf dem Programm. Trotz der Wetterprobleme zwischendrin, haben wir es noch rechtzeitig geschafft an unseren Zielort zu gelangen und so stand nun heute noch ein Genusstag mit einer Rundfahrt durch die Camargue an und die sind wir auch ganz gemütlich angegangen. Höhenunterschiede gab es ja spätestens seit Aix-en-Provence so gut wie keine mehr zu bewältigen.

    Wir haben die Camargue im Uhrzeigersinn umfahren. Das heißt wir sind zunächst entlang der Rhône gefahren und anschließend nach Süden abgebogen. Am Étang de Vaccarès (die nördliche Bucht der Camargue) angekommen ging es dann zunächst am Ostufer weiter nach Süden. Wasser soweit man schauen konnte und eine ansprechende Flora ließ sich rundherum im Naturschutzgebiet begutachten.

    Natürlich machte auch die Fauna einiges her. Neben einer kleinen Schildkröte, die wir zu Beginn sahen, stießen uns schon bald die ersten rosafarbenen Federviecher ins Auge – Flamingos. An dieser grazile Vogelart kann man sich gar nicht satt sehen. Sie kommen zu hunderten oder gar tausenden in der Camargue vor. Sie fliegen herum, oder stehen einfach mit ihren langen dünnen Beinen im Wasser und suchen nach Nahrung. Man mag kaum glauben, dass diese dünnen Beinchen den Körper tragen können. Sehr eindrucksvoll sieht aus die Form des Halses aus, wenn die Flamingos durch die Lüfte fliegen. Die rosane Farbe erklärt sich im übrigen durch ihre Nahrungsaufnahme. Sie fressen nämlich unter anderem auch Algen, die einen solchen rosanen Fabstoff haben.

    Am südlichen Zipfel angekommen haben wir uns dann nach Westen orientiert und sind auf einer Sanddüne weitergefahren. Gerade dort wo es auf den Düne ging gab es massenhaft Flamingos und man mag sagen ebenso viele Touristen, die mit dem Auto bis zu letztmöglichen Absperrung fahren mussten. Da fragt man sich, wieso die Leute so weit überhaupt fahren dürfen. Unklar. In jedem Fall war dann irgendwann Schluss und es ging nur noch für Fußgänger und Radfahrer weiter. Wie gesagt, es waren schon ziemlich viele Leute da, aber wahrscheinlich ist das nichts im Vergleich zu den Sommermonaten. Da will man bestimmt nicht da sein.

    Die Fahrt auf der Düne war wirklich sehr schön … überall Sand, Wasser und Flamingos. Schlussendlich kamen wir in Saintes-Maries-de-la-Mer an. Das ist der Touristenort schlechthin. Es gibt eigentlich fast ausschließlich Tourismusgeschäfte. Der Plan ist sogar diesen Zweig durch Bau von Appartments etc noch weiter voran zu bringen. Bekannt ist Saintes-Maries-de-la-mer auch als Wallfahrtsort für Zigeuner. In der dort stehenden Kirche befindet sich die heilige Sara. Zudem soll es auch Reliquien von Marie Jacobé und Marie Salomé geben. In jedem Fall finden jedes Jahr im Mai und Oktober Wallfahrten zu Ehren dieser Schutzheiligen statt. Zigeuner gab es rund um die Kirche ziemlich viele, die gerne ihren „Schmuck" an den Mann/Frau bringen wollten.

    Nach eine Esspause, bei der wir auch die Boule-Spieler auf dem Rathausplatz beobachtet haben, ging es dann langsam wieder in Richtung Norden. Dabei haben wir dann auch noch die typischen Stiere der Camargue gesehen. In Sainte-Maries steht im übrigen auch eine Stierkampfarena, wo regelmäßig die unblutige Variante dieser Veranstaltung stattfindet. Zudem hat man einige Reitgruppen auf den bekannten Camargue-Pferden herum reiten sehen. Noch etwas weiter im Norden sind wir dann auch auf die kleine Touristendampflok getroffen. Dem „Petite train de Méjanes" (http://www.mejanes.camargue.fr/ )mit dem man ein kleines Stück durch das Naturschutzgebiet fahren kann.

    Am späten Nachmittag sind wir dann schlussendlich wieder in Arles gelandet, wo wir noch einen Stadtrundgang gemacht haben. Zeit war ja noch, denn unser Nachtzug ging erst nach 22 Uhr. Als es dann zu dunkel war um noch größere Unternehmungen zu machen, sind wir schließlich zum Bahnhof und habe da die letzte Stunde bis zur Abfahrt gewartet.

    Die Rundtour hat sich nochmal auf etwa 100 km aufsummiert.


    So sah das entsprechende Höheprofil aus:


    Und nun noch ein paar Bildchen vom zenhnten Tag:



    II.13. Rückfahrt und Aufenthalt in Luxemburg (03.05.2013)

    Mit dem Nachtzug ging es also wieder zurück. Wie auch auf der Hinfahrt, hatten wir das Glück ein Schlafabteil für uns zu haben und so sind wir wieder ganz gemütlich, quasi im Schlaf, nach Luxemburg gefahren.

    Am Vormittag dort gelandet, haben wir zunächst mal unser Gepäck in Schließfächern verstaut, haben die Räder angeschlossen und sind zum Bäcker um ersteinmal Frühstück zu essen. Danach ging es in die Stadt.

    Dort angekommen waren wir sofort sehr angetan von der Stadt. Luxemburg besteht aus einer Ober- und einer Unterstadt. Umgeben ist die Oberstadt von einer mehrstufigen Festungsanlage. Oben konnte man nun lang laufen und hatte dabei die ganze Zeit Blick auf die Unterstadt. Zudem konnte man riesige Viadukte sehen, auf denen die Züge entlang fuhren. Alles in allem ein wirklich sehr eindrucksvolles Stadtbild. Es macht wirklich Spaß herumzuspazieren und von jedem Punkt boten sich neue interessante Blicke.

    Nachdem wir oben herumspaziert waren, ging es dann in die Unterstadt. Es gibt mehrere Rundwege, auf denen man Luxemburg erkunden kann. Nach einer ziemlich großen Runde sind wir dann in die Innenstadt (der Oberstadt) gegangen und haben dort gemütlich Kaffee getrunken. Im Anschluss sind wir noch hier und da etwas lang gelaufen, ehe wir uns schließlich wieder auf den Weg zum Bahnhof gemacht haben.

    Von dort ging es mit Regionalzügen zurück in die Heimat nach Hanau. Wir waren froh, dass wir uns den längeren Aufenthalt in Luxemburg gegönnt haben und können guten Gewissens einem jedem den Besuch dieser Stadt empfehlen.

    Damit ging auch die Fahrradtour zu Ende. Mal von der Schlechtwetterphase abgesehen, hatten wir eine spannende und abwechslungsreiche Fahrradtour, die uns erst durch die Berge und schließlich zum Mittelmeer geführt hat. In Verbindung mit den zeitsparenden Nachtzugfahrten und dem Besuch von Luxemburg ergab sich damit für uns ein lohnenswerter Urlaub, von dem wir mehr als zufrieden wieder zurückgekehrt sind.

    Und nun noch ein paar Bildchen von Luxemburg: